Review< Zurück 06.06.2009

Terminator Salvation: Rette sich wer kann

Von Max Werschitz

Der sehnlichst erwartete vierte Teil der Terminator-Reihe ist endlich da, und kämpft vor den Augen unbarmherziger Kritiker ebenso ums Überleben wie die Film-Menschheit vor dem Angesicht übermächtiger Maschinen.

Die kultige Schwermetallsaga geht nun also endlich in die nächste Runde, wenn auch ohne Schwarzeneggers unbeholfenem Charme und nachgeholfenen Muskeln. Im Jahr 2018 ist der Überlebenskampf der Menschen gegen das übermächtige "Skynet" und dessen Roboterschergen aller couleurs in vollem Gange. John Connor (Christian Bale) ist zwar (noch) nicht der einhellig gefeierte Führer der "Resistance" und Erlöser der Menschheit, aber er tut was er kann. Die von seiner Mutter prophezeite Zukunft und sein Glaube daran gerät jedoch gehörig ins Wanken als ein gewisser Markus Wright (Sam Worthington) auftaucht, eine terminator-artige Maschine die glaubt (immer noch) ein Mensch zu sein - und Connors einzige Chance seinen Vater, Kyle Reese, sowie nebenbei natürlich die gesamte Menschheit zu retten.

Mehr sei zum Inhalt nicht verraten. Dafür gehört jedoch gleich folgendes gesagt: Terminator Salvation ist besser als der Durchschnitt der (teilweise vernichtenden) Kritiken die er bis jetzt weltweit bekommen hat. Es gibt keine Peinlichkeiten, keine wirklichen Patzer; die Handlung und die schauspielerischen Leistungen sind großteils solide. Er kann aber qualitativ eindeutig nicht mit den ersten drei Teilen mithalten.

In meinen Augen liegt das hauptsächlich daran dass das grimmige postapokalyptische Setting keine Weiterführung jener Elemente erlaubt die wir in den vorangegangenen Filmen fürchten und lieben gelernt haben: der bedrohliche Konnex zu unser aller Gegenwart ist halt einfach futsch, und ich wage zu behaupten dass ein einzelner aber frustrierend überlegener T-800 der mit einem Maschinengewehr eine Polizeistation zerlegt (Terminator 1) einfach mitreissender ist als eine ganze Flotte von staksenden, fahrenden und fliegenden High Tech Killermaschinen irgendwo in einer ausgebombten Wüste. Ein weiterer Schwachpunkt von Terminator Salvation ist die Verletzung des guten alten "weniger ist mehr"-Prinzips: die eine oder andere Actionszene bzw. Verfolgungsjagd hätte man sich gerne sparen können. Ich muss zum Beispiel Connor nicht gleich zwei mal praktisch handlungsirrelevant mit einem Hubschrauber starten und abstürzen und dann noch ein paar Metallheinis niederballern sehen; ich brauche auch kein CGI-gespicktes Highway-Rennen mit "ultracoolen" Killermotorrädern. Das beklemmende Gefühl des ständigen Verfolgtseins und der Hoffnungslosigkeit das die ersten drei Teile durch popkulturparadigmatische Einzelszenen so prägte will bei Teil 4 trotz superdüsterer colour correction des gesamten Filmmaterials nicht so richtig aufkommen.

Was die digital ausgeblassten SchauspielerInnen betrifft, so leisten Christian Bale (John Connor), Sam Worthington (Markus Wright), Moon Bloodgood (Blair Williams) und Michael Ironside (General Ashdown) wirklich gute Arbeit. Für eine absolute Fehlbesetzung halte ich jedoch Bryce Dallas Howard (Kate Connor) und vor allem Anton Yelchin - letzterer hat mit dem Kyle Reese wie wir ihn kennen einfach genau so viel gemeinsam wie Arnold Schwarzenegger mit Albert Einstein. Gut, ich gehe davon aus dass dieses Bubi, das auch als Chekov im neuen Star Trek zu sehen ist, deswegen ausgewählt wurde um in den nächsten beiden Terminator-Teilen eine Charakterentwicklung zeigen zu können, vom verschreckten Überlebenskünstler zum kampferprobten Haudegen - aber ich bezweifle dass er das hinkriegen wird.

Inhaltlich und thematisch ist Terminator Salvation wiederum vielversprechend: es ist ein bisschen Robocop und ein bisschen Battlestar Galactica; der klassische Konflikt zwischen Menschlichkeit und Mechanisierung steht im Zentrum; und auch die altbewährte Sache mit der Identitätssuche und der Frage ob es ein vorgegebenes Schicksal gibt oder man es sich laufend selbst einbrockt ist dabei... das alles ergibt guten Stoff, und Hoffnung für die nächsten beiden Filme.

Fazit: im Gegensatz zu Terminator 1, 2 und 3 ist Nummer 4 wohl kaum einer den man sich schmachtend ein zweites oder drittes Mal ansieht. Ihn überhaupt zu sehen und sich zwei Stunden gut unterhalten zu lassen ist er jedoch allemal wert.

 

Meine Wertung:
3 Kinomos